Viele Werke der zeitgenössischen Kunst wirken bei der ersten Begegnung rau, sperrig, fremdartig. Im Gegensatz zur Bilderflut der Medien, die plakativer Eingängigkeit den Vorrang gibt vor Mehrschichtigkeit und Tiefe, darf sich Kunst eingespielten Seh- und Denkweisen verweigern, vom Betrachter mehr verlangen als bequeme Konsumhaltung. Wohl spielt sie auch mit bewährten Bildmustern, doch nicht um sie fortzuführen. Neu definierte Kontextzusammenhänge, dialektische Gegenüberstellungen, inhaltliche und formale Verfremdung bis hin zur dekonstruktivistischen Auflösung sind Mittel der Infragestellung lebenslang eingeübter, aber kaum überprüfter Beurteilungsmuster. Die Kunst soll nicht wohlfeile Unterhaltung sein, nicht süßer Schlaftrunk oder mildes Tonikum fürs Gemüt. Die Sinne soll sie nicht betäuben, sondern schärfen; nicht Antworten geben, sondern Fragen aufwerfen.
Fast alle großen Kunstwerke der Moderne faszinieren durch ihre Rätselhaftigkeit, lassen persönliche Deutungen nicht nur zu, sondern verlangen sie regelrecht. Kontext von Werk und Betrachter fließen in diesem Deutungsprozeß ineinander; der Betrachter wird für einen Moment Teil des Werks, im Gegenzug nimmt er Aspekte des Werks in seine Vorstellungswelt mit – auch und gerade dann, wenn eine besonders kritische Auseinandersetzung stattfindet.
Die Angebote der modernen Kunst sind neue Erfahrung, Sensibilisierung und die Entdeckung des Schönen abseits vordergründiger Dekorationsästhetik. Auch im Alltag wird der an der Kunst trainierte Geist vermehrt Dinge hinterfragen und zu überraschenden neuen Blickwinkeln gelangen.
Die Künstler der Produzentengalerie Passau haben im Sinne eines modernen Kunstbegriffs Grenzen überschritten und zugleich Brücken geschlagen: zwischen Kunst und Alltag, zwischen Stadt und Land, Nord und Süd, Inland und Ausland.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1990 hat sich die Produzentengalerie als fester Bestandteil der Kunstszene im Passauer Raum etabliert. Ihr eigenes, unverwechselbares Profil hat viel zum Bild der kulturellen Identität unserer Region beigetragen.
Hubert Huber, Wolfgang Kretzer und Cri Smolka waren von Anfang an dabei, heute vervollständigen Waltraud Danzig, Tonie Meilhamer und Ernst Zahnweh das bildnerische Sextett. Der Passauer Altstadt stets treu – 1990 bis 1992 in der Höllgasse, seit 1992 in der Bräugasse, ist die Produzentengalerie gleichwohl eingebunden in das überregionale Kunstgeschehen.
Das Geflecht von Projekten und Kooperationen überspannt Bayern und Deutschland (Vilshofen, Bad Birnbach, Burghausen, Landau an der Isar, Deggendorf, Straubing, Landshut, München, Fürstenfeldbruck, Garmisch-Partenkirchen, Heidelberg, Projekt »nord-sued« mit Künstlern aus Norddeutschland), Österreich (Krems, Salzburg, Gmunden) und reicht bis Pantevedra in Spanien.
Autoren: Dr. Wilfried Hartleb und Kulturreferat Landkreis Passau
Bezugsquelle:
Landkreisgalerie Passau
oder Kulturreferat, Landkreis Passau
Passauer Str. 39
94121 Salzweg
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