Passauer Neue Presse: Ein Künstler zwischen Bayerwald und Afrika

Foto: Gabriele Blachnik

Foto: Gabriele Blachnik

Neuburg am Inn. Ein Sommertag im Mai lieferte eine herrliche Atmosphäre zur Ausstellungseröffnung „Heinz Theuerjahr – Die Große Form“ auf Schloss Neuburg. Mehr als 100 Gäste versammelten sich zunächst im Burghof rund um die neue Freiluftbühne. Von dort entließ Christiane Öttl entspannte Pianoklänge in den Sonntagnachmittag. Bevor der Künstler und seine Werke in den Mittelpunkt der Veranstaltung rückten, genossen die Gäste bei Gesprächen und Ausschank von Erfrischungsgetränken die sommerliche Atmosphäre inmitten sanierter Burggemäuer unter strahlend blauem Himmel.
Landrat Raimund Kneidinger freute sich, dass der „neue Showbalkon“ im Schlossinnenhof endlich genutzt werden kann und mit dieser Vernissage auch „ein Sommer der Begegnung“ eingeläutet werde. Dank der Familie Theuerjahr werden in der Landkreisgalerie auch bislang unbekannte Werke gezeigt. Der Landrat bezeichnete Heinz Theuerjahr, der von 1943 bis zu seinem Tod in Waldhäuser lebte, als eine Künstlerpersönlichkeit, welche die „Höhen des Bayerischen Waldes mit der Weite Afrikas verband“. Er lud ein zu einer „Entdeckungsreise durch die Welt Heinz Theuerjahrs“.

Christiane Öttl, von Kneidinger als „musikalische Allzweckwaffe“ gelobt, vollzog die Reise am Piano nach, ließ ein Lied aus Theuerjahrs ursprünglicher Heimat Pommern, dann das Lied der Bayerwaldler und schließlich ein afrikanisches Potpourri erklingen.

Im Mai 2021 jährte sich der Todestag von Heinz Theuerjahr zum 30sten Mal. Ein Jahr später konnte nun die diesem Anlass gewidmete Ausstellung in der Landkreisgalerie verwirklicht werden. „In vielerlei Hinsicht wunderbar“ empfand dies Kulturreferent Christian Eberle, der sich besonders bei der Familie Theuerjahr bedankte, die das Werk, das Atelier in Waldhäuser und das Andenken an den 1991 verstorbenen Grafiker, Bildhauer und Maler verwaltet, pflegt und in Ehren hält.

Hans-Georg Theuerjahr, der zweite Sohn des Künstlers, brachte den Gästen Leben und Werk seines Vaters näher. Während mittelloser Kriegsjahre habe sich Heinz Theuerjahr sein Haus in Waldhäuser gebaut. Seine Frau sei ihm stets eine große Stütze gewesen. Sie hielten Ziegen und Hühner und bebauten ein Stück Land, 1948 kam der erste Sohn zur Welt. 1950 wurde Theuerjahr vom damaligen Leiter des Münchner Lenbachhauses als Künstler entdeckt. Er selbst habe sich weder der Moderne, noch dem Konservativen zugehörig gefühlt. „Ich gehe meinen Weg, ohne Sensationen und einordenbare Richtung“ zitierte Hans-Georg Theuerjahr seinen Vater. Privat hätten seinen Weg auch Depression und Krankheiten begleitet.

Erzählungen eines Veteranen weckten in dem Künstler die Sehnsucht nach Afrika. Doch für eine Reise fehlte lange das Geld. Erst 1960, nach dem Verkauf einer großen Skulptur, ging Heinz Theuerjahr auf Afrikareise, fünf Monate lang. Weitere 13 Reisen auf den afrikanischen Kontinent folgten. Die grenzenlosen Eindrücke seiner Aufenthalte beeinflussten auch seine Kunst. „In den 1970er Jahren malte er Waldhäuser auf afrikanische Art“, so sein Sohn. Mit Tagebuchzitaten seines Vaters umriss er dessen künstlerische Einstellung. Mit „rastloser Arbeit“ wollte er sein künstlerisches Talent ausbilden. „Die knappste Aussage ist die Beste“ war ihm Leitsatz für seine präzise Vereinfachung von Form und Gestalt. 1989 schrieb Heinz Theuerjahr: „Die Realität versinkt“, schuf kubistische Grafiken und Aquarelle. Am 3. Mai 1991 starb er nach langer Krankheit inmitten seiner Kunst.

Derart authentisch eingestimmt besichtigten die Vernissagegäste dann die Ausstellung in der Landkreisgalerie. Ein riesiger Falke aus Lärchenholz empfängt die Besucher – es ist jene Skulptur, die Heinz Theuerjahr seine erste Afrikareise ermöglichte. Er hatte sie 1959 an das Dienstkommando der 1. Luftwaffendivision im damaligen Fliegerhorst Fürstenfeldbruck verkauft. Der Leiter der dortigen Offizierschule der Luftwaffe machte es möglich, dass die Skulptur als Leihgabe von Fürstenfeldbruck nach Neuburg gekommen ist.

Darüber hinaus begegnet man in der Ausstellung vor allem Tieren aus Afrika, dargestellt in Holzschnitten, Aquarellen, Pastell- und Kohlezeichnungen und als Skulpturen aus Holz und Bronze. Insgesamt sind in der weiträumigen Galerie bis Anfang Juli 91 Arbeiten von Heinz Theuerjahr zu bewundern.

DIE AUSSTELLUNG
ist zu sehen bis 7. Juli in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg am Inn, geöffnet dienstags bis sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr. An zwei Sonntagen werden Führungen angeboten.

Gabriele Blachnik