Gloria Sogl – Mit jedem Faden, den sie knüpft

Herzliche Einladung zu meiner Einzelausstellung „Mit jedem Faden, den sie knüpft“  in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg!

Anstoß für Gloria Sogls Einzelausstellung „Mit jedem Faden, den sie knüpft“ gab der Künstlerin eine Postkarte mit dem Motiv einer Frau, die an einem alten Spinnrad sitzt. Die Frau auf der Karte ist Sogls Großmutter Anna, die auf der schottischen Insel Skye Handwerkstechniken wie Spinnen, Stricken und Weben pflegte. Sogl betrachtet die handwerklichen Fähigkeiten ihrer Großmutter – Spinnen, Stricken und Weben – als eine Metapher für eine Lebenspraxis des Erzählens. Sogls Interesse am Verweben von Materialien und Geschichten erstreckt sich von traditionellem Handwerk bis zur KI-basierten Bildproduktion und schafft einen Resonanzraum zwischen individuellen Erzählungen und algorithmischem Output. Die Ausstellung präsentiert fiktionale Darstellungen ihrer Großmutter, die einer lebenslangen Schreibpraxis nachging und gleichzeitig als Weberin arbeitete. Auf Grundlage ihrer Texte wurden Bilddateien mit Hilfe eines KI-basierten Text-zu-Bild-Generators erstellt und auf einem programmierbaren Jacquard-Webstuhl, einem frühen Vorläufer des heutigen Computers, gewebt. Die Beziehungen zwischen Textil und Text, Weben und Programmieren, die in diesen Arbeiten deutlich werden, sind durch eine Geschichte geschlechtsspezifischer, vorwiegend „weiblicher“ Arbeit miteinander verbunden.

Warm invitation to the  solo exhibition „Mit jedem Faden, den sie knüpft“  in the Landkreisgalerie at Neuburg Castle!

The impetus for Gloria Sogl’s solo exhibition „With Every Thread She Knots“ was a postcard showing a woman sitting at an old spinning wheel. The woman depicted on the postcard is Sogl’s grandmother Anna, who practised crafts such as spinning, knitting and weaving on the Scottish Isle of Skye. Sogl sees her grandmother’s craft skills – spinning, knitting and weaving – as a metaphor for a life practice of storytelling. Sogl’s interest in weaving materials and stories extends from traditional crafts to AI-based image production, creating a resonant space between individual narratives and algorithmic output. The exhibition presents fictional representations of her grandmother, who pursued a lifelong writing practice while working as a weaver. Based on her texts, image files were created using an AI-based text-to-image generator and woven on a programmable Jacquard loom, an early precursor of today’s computer. The relationships between textile and text, weaving and programming that are evident in these works are linked through a history of gendered, predominantly „female“ labour.

Die Ausstellung ist bis 22. Oktober 2023 von Di bis So geöffnet, 11 bis 17 Uhr

Raumplan Landkreisgalerie

Raumplan der Landkreisgalerie in Schloss Neuburg


Raum 1

Wenn die Drud kommt

Thermodrucker, eingebetteter Microcontroller, Geistergeschichten generiert mit Sprachmodel, 17,2 x 14 x 9.6 cm, 2023
Im alpenländischen Raum ist die „Drud“ ein geisterhafter und zugleich gestaltswandlerischer weiblicher Dämon, der mit dem Teufel im Bunde steht. „Die Drud dringt durch das Fenster oder das Schlüsselloch herein, überrascht den nächtlichen Schläfer und drückt ihm derart auf Brust und Hals, dass er in Todesängste verfällt“, schreibt Hans Baumgartner im Buch „Bayerische Sagen“. In der ortsspezifische Arbeit „Wenn die Drud kommt“ setzt sich Sogl mit Schloss Neuburg als Ort der Geistererscheinungen und Spukgeschichten auseinander und schreibt die traditionelle Rolle der weiblichen Dämonen um. In Form eines „Ghostwriters“ werden Geistergeschichten aus dem „Off“ generiert. Traditionelles (Kunst-)Handwerk trifft auf künstliche Intelligenz. Nach Eingabe kurzer Prompts der Künstlerin spinnt eine künstliche Intelligenz einen Erzählfaden in die Räume der Neuburg. Die KI bedient sich der Sprache von Märchen und Sagen und schreibt aktualisierte Versionen einer langen Tradition des Geschichtenerzählens und Festhaltens, des Weitergebens von Wissen und handwerklichen Können. Die Künstlerin geht in den Installationen der Frage nach, wie wir in Zukunft mit unserem kulturellen Erbe umgehen werden.


Raum 2

they go on and on, the super young and pretty old

KI-generierte, digital nachbearbeitete Bilder, gewebt mit Dornier Greiferwebmaschine und integrierter Stäubli Jacquardmaschine, Wolle, Acrylgarn, 190 x 140 x 0.3 cm, 2023

welch geknüpfte Verbindung zu mir (dt.)

KI-generierte, digital nachbearbeitete Bilder, gewebt mit Dornier Greiferwebmaschine und integrierter Stäubli Jacquardmaschine, Wolle, Acrylgarn, 180 x 140 x 0.3 cm, 2023


Raum 3

Spin a tale, Anna – Spinning process in 7 threads

Maschinengestrickte Textstoffbahnen, Acrylwolle, Serie von 17 Stück, je ca. 220 x 90 x 0.4 cm, 2023
AI generierte Bilder, Digitaldruck auf Aluminiumverbundplatte, 20 Stück à 65 x 65 cm, 2022
Audio „Spin a tale, Anna – Spinning process in 7 threads“, 13 min., 2023
„To spin a tale, Anna – Spinning process in 7 threads“ besteht aus 20 KI-generierten Bildern, die auf Aluminiumverbundplatten gedruckt sind, einer Sounddatei und einem Text, der seine Form in maschinengestrickten Stoffbahnen findet. Der Text wurde in Zusammenarbeit mit der Textildesignerin Zuzana Ševčíková in Strickwaren übersetzt.
Anstoß für die Arbeit „To spin a tale, Anna – Spinning process in 7 threads“ gab der Künstlerin eine Postkarte mit dem Motiv einer Frau, die an einem alten Spinnrad sitzt. Die Frau auf der Karte ist Sogls Großmutter Anna, die sich nach ihrem Umzug auf die schotti- sche Insel Skye Handwerkstechniken aneignete: Sie lernte, Wolle zu färben, mit einem Handspinnrad zu spinnen, zu stricken und zu weben. Als Migrantin, die sich diese traditionellen Techniken angeeignet hatte, arbeitete sie im örtlichen Museum und zeigte TouristInnen, wie die Wolle einst von den Frauen der Insel von Hand gesponnen wurde. Zusätzlich zu der Postkarte beschäftigt sich die Arbeit mit einem autobiografischen Roman Sogls Großmutter. Der Song „Spinning Jenny“ (Skyclad, 1992) dient als Analogie: Die erste Spinnmaschine „Jenny“ verkörpert als Protagonistin eine Frau, die existenzielle Ängste und Schrecken auslöst und eine Transformation herausfordert.
Sogl betrachtet die handwerklichen Fähigkeiten ihrer Großmutter – Spinnen, Stricken und Weben – als eine Metapher für eine Lebenspraxis des Erzählens.
Das Interesse der Künstlerin am Verweben von Materialien und Geschichten erstreckt sich von traditionellem Handwerk bis zur KI-basierten Bildproduktion und schafft einen Resonanzraum zwischen individuellen Erzählungen und algorithmischen Output.
Sogls Großmutter Anna wird zum Schwellenmedium zwischen Maschinenanalogien und dem Akt des Schreibens. Die eingebettete Erzählung oszilliert zwischen dem generierten und manipulierten Output einer KI und der Erinnerung einer Frau. Das Summen der Großmutter und das Geräusch der Spinnmaschine vermischen sich zu einem anschwellenden Lied.


Raum 4

My grandmother was a computer

KI-generierte, digital nachbearbeitete Bilder, gewebt mit Dornier Greiferwebmaschine und integrierter Stäubli Jacquardmaschine, Wolle, Acrylgarn, 170 x 140 x 0.3 cm, 2023

A tapestry woven of moments in time

KI-generierte, digital nachbearbeitete Bilder, gewebt mit Dornier Greiferwebmaschine und integrierter Stäubli Jacquardmaschine, Wolle, Acrylgarn, 200 x 140 x 0.3 cm, 2023
Die Arbeit „My grandmother was a computer“ nimmt auf die historische Tatsache Bezug, dass in den 1930er und 1940er Jahren Personen, die Berechnungen anstellten – es waren überwiegend Frauen, die diese Arbeit verrichteten – „Computer“ genannt wurden. Die Beziehungen zwischen Textil und Text, Weben und Programmieren, die in diesen Arbeiten deutlich werden, sind durch eine Geschichte geschlechtsspezifischer, vorwiegend „weiblicher“ Arbeit miteinander verbunden.
Sogl taucht in ihren Arbeiten, ausgehend von der täglichen Textil- und Schreibpraxis ihrer Großmutter, in eine fiktionalisierte Welt ein und bringt die strengen Anforderungen eines präzise geschriebenen Codes und den Reichtum der natürlichen Sprache zusammen und thematisiert die zugrunde liegende Regelmäßigkeit der physischen Welt und die Freiform des kreativen Spiels. Die Computertechnik wird nicht als gegensätzlich zu einer gelebten Praxis betrachtet, sondern als vermittelnde Bedingungen, die beide für die menschliche Welt in der Gegenwart von entscheidender Bedeutung sind.


Raum 5

With every thread she wove…

KI-generierte Bilder, gewebt mit TC-1 Webstuhl, Serie von 10 Stück; Wolle, Baumwolle, Seide, Acrylgarn, , ca. 52-60 x 33 x 0.2 cm, 2023
Die Porträtserie „With every thread she wove…“ zeigt fiktionale Darstellungen von Sogls Großmutter Anna, die einer lebenslangen Schreibpraxis nachging und gleichzeitig als Weberin arbeitete. Auf Grundlage ihrer Texte wurden Bilddateien mit Hilfe eines KI-basier- ten Text-zu-Bild-Generators erstellt und auf einem programmierbaren Jacquard-Webstuhl, einem frühen Vorläufer des heutigen Computers, gewebt. Die Beziehungen zwischen Textil und Text, Weben und Programmieren, die in diesen Arbeiten deutlich werden, sind durch eine Geschichte geschlechtsspezifischer, vorwiegend „weiblicher“ Arbeit miteinander verbunden.

 

 

Pressemeldungen aus der PNP:

https://www.pnp.de/ vom 12.9.23

https://www.pnp.de/ vom 16.9.23


 

Die Homepage der Künstlerin Gloria Sogl >>