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»Den Künstlern – Dichtern wie Malern – kann nachhaltig keine Grenze gezogen werden, sie sind Mauerspringer aus Passion«, formulierte 1982 Günter Grass in einem Aufsatz.

Obwohl Deutschland seit 1961 endgültig durch die Mauer geteilt war, fügten Künstler aus Ost und West der unüberwindlichen Mauer Sprünge zu. Ihr Dialog trug dazu bei, den inneren Zusammenhalt des Landes auch in Zeiten des Kalten Krieges zu bewahren, da die staatliche Einheit für immer verloren schien. Dies war ein schwieriges Unterfangen, denn die Kunstproduktion im Osten erfolgte unter den Einschränkungen des Eingesperrtseins, der Zensur und des Überwachungsstaates, im Westen jedoch war sie geschützt durch die Freiheitsgarantien des Grundgesetzes.

Die westliche Kunstkritik wurde in den 1970er Jahren (…) auf die expressionistisch inspirierte, metaphernreiche »Problemmalerei« aufmerksam, die vor allem in Leipzig malerisch kultiviert wurde. Maler wie Arno Rink widmeten sich vorwiegend geschichtlichen und zeitkritischen Themen, überwanden jedoch die stereotypen Formeln des Sozialistischen Realismus der Frühzeit.

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Arno Rink verwendete in seinen allegorischen Gemälden Metaphern wie das herrenlose Pferd, die Todesschimäre oder die Pieta als Sinnbilder für den Ausdruck von Solidarität mit den südamerikanischen Freiheitsbewegungen gegen korrupte Diktaturen in Nicaragua oder Chile. Arno Rinks großformatiges Ölgemälde »Canto libre« von 1976 / 77 (140 x 200 cm) gehörte auch in der BRD zu den meist zitierten Gemälden aus der Leipziger Schule der siebziger Jahre.

Nach dem Abschluss des Grundlagenvertrages im Jahr 1972 entwickelte sich allmählich ein Kulturaustausch zwischen beiden deutschen Staaten. Arno Rink, der 1978 mit dem Kunstpreis und 1984 mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet wurde und Professor und Rektor der Leipziger Kunsthochschule war, gehörte zu den Künstlern, die das Kunstschaffen der DDR im Westen repräsentieren durften.

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1986 fand in Bonn unter Beteiligung von Arno Rink die Ausstellung »Menschenbilder – Kunst der DDR« statt (…). Das offizielle deutsch-deutsche Kulturabkommen von 1986 war ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Verständigung und Entspannung, doch wurden die großen »Mauersprünge« durch die politischen Veränderungsprozesse in Ostmitteleuropa und der Sowjetunion in den 80er Jahren bewirkt.

Nach dem gesamtdeutsch begrüßten Mauerfall kam es 1990 zu dem berühmt gewordenen Rundumschlag von Georg Baselitz gegen jedwede Kunst aus der DDR. Die künstlerischen Leistungen bekannter Protagonisten ostdeutscher Kunst wurden aus den Erfahrungshorizonten des westdeutschen Kunstmilieus beurteilt und einer, oft auch polemisch zugespitzten, kritischen Hinterfragung auf ihre Systemverstrickung unterzogen. (…)

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Während die Künstler der älteren Generation durch diese Angriffe auf ihre moralische Integrität erheblich verunsichert wurden, begegnete man ihnen im Ausland mit erstaunlich unvoreingenommener Offenheit. Seit der Jahrtausendwende finden vor allem junge Künstler, die an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Arno Rink studiert hatten und Rinks besonderen Verhältnis zu Figur und Gegenstand gefolgt waren, internationale Beachtung. Bei Rink hatten sie auch das Vokabular der Moderne gelernt: Surrealismus und Kubismus, Konstruktivismus und Farbfeldmalerei, Fotorealismus und Pop Art. (…)

Es hat sich viel verändert. Das explizierte politische Dogma des Sozialismus mit seinem ideologischen Bild- und Formfundus aus dem Gravitationszentrum des Kalten Krieges und seiner Nestwärmeffekte hat eine Hinwendung zu Ich-Thematiken abgelöst. »Wenn man den Begriff politisch im Sinne von Agitation und Propaganda sieht, dann sind die Bilder unpolitisch«, räumt Arno Rink ein, »wenn man sie als Spiegelbild einer Gesellschaft sieht, in der die politische Haltung weitestgehend abgeschafft ist, dann nicht.«

Von dieser Rückwendung ins Ich in der Sprache des Unterbewusstseins, der Innerlichkeit und der Träume künden auch die prächtigen Gemälde aus der jüngsten Schaffensperiode des Künstlers Arno Rink, die unter dem Thema »Frauen« in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg präsentiert wurden.

ISBN: 978-3-939723-19-6

Bezugsquelle:
Landkreisgalerie Passau
oder Kulturreferat, Landkreis Passau

Passauer Str. 39
94121 Salzweg

Tel.: +49 (0) 851 397 625
Fax: +49 (0) 851 41043

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